Philippinen
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Ein Land, viele Sprachen, eine Seele: die Philippinen auf der Buchmesse

Sprachinseln im Inselreich – was die Philippinen so besonders macht

Mit dem Ehrengast Philippinen auf der Frankfurter Buchmesse (15.-19.10.2025) rückt nicht nur die Literatur, sondern auch eine außerordentliche sprachliche und kulturelle Vielfalt ins Rampenlicht. Die Philippinen sind eines der sprachlich vielfältigsten Länder der Welt – ein Paradies für Sprachliebhaber und Übersetzer gleichermaßen.

Sprache & Vielfalt
  • Nach aktuellen Quellen gibt es ca. 187 Sprachen im Land, davon etwa 183 lebendige und 4 bereits ausgestorbene.
  • Etwa 175 Sprachen sind indigen, die restlichen wurden im Lauf der Kolonialgeschichte oder durch Migration geprägt.
  • Neben Filipino, das auf Tagalog basiert und als Nationalsprache das Land vereint, ist Englisch die Sprache von Verwaltung, Bildung, Rechtssystem und Wirtschaft – und damit die Brücke zur Welt. Zu den großen Mehrheits­sprachen zählen außerdem Cebuano (Bisaya), Ilocano, Kapampangan, Hiligaynon, Waray, Bikol und Pangasinan.
Übersetzungsrelevantes & Besonderheiten
  • Mehrsprachigkeit vs. Sprache vs. Dialekt: Häufig werden regionale Sprachen als „Dialekte“ abgetan, obwohl sie geringe gegenseitige Verständlichkeit aufweisen. Das führt zu Fehlwahrnehmungen, z. B. dass „Bisaya“ nur ein Dialekt sei, obwohl es eine der größten Sprachen ist.
  • Schrift & Tradition: Es existieren indigene Schriftsysteme wie z. B. Tagbanwa, Baybayin und andere, die zunehmend an Aufmerksamkeit gewinnen.
  • Bedrohte Sprachen: Einige Sprachen stehen kurz vor dem Verschwinden. Beispiel: Inagta Alabat, Árta, Ayta Magbukun oder Butuanon. In vielen Fällen sprechen nur noch wenige ältere Menschen die Sprache.
Kurioses & Überraschendes
  • Es gibt ein Spanisch-basiertes Kreol, Chavacano, vor allem in Zamboanga City und Umgebung, mit über 1 Millionen Sprechern. Obwohl Spanisch offiziell keine dominante Sprache mehr ist, leben Spuren dieser Zeit weiter.
  • Die Interaktion mit Englisch hat eine interessante sprachliche Mischform hervorgebracht – Filipino English –, in der Englisch viele Lehnwörter übernommen hat und sich Sprache und Ausdrucksweise weiterentwickeln.
Und was bedeutet das fürs Übersetzen?
  • Übersetzen auf den Philippinen bedeutet Vielfalt managen: Ein Text, der für Luzon oder Manila passt, klingt auf Mindanao womöglich schon anders. Lokale Ausdrücke, kulturelle Bezüge und regionale Sprachvarietäten spielen eine zentrale Rolle.
  • Für KI-gestützte Übersetzung ist das eine Herausforderung: Gerade kleinere oder bedrohte Sprachen sind in digitalen Datenbanken oft unterrepräsentiert – was automatische Übersetzung erschwert.
  • Gleichzeitig eröffnen sich neue Chancen: Digitalisierung, Dokumentationsinitiativen und Community-Projekte fördern den Erhalt dieser Sprachen und machen sie global sichtbarer.

👉 Fazit: Die Philippinen sind ein Sprach-Mosaik: lebendig, vielstimmig und im Wandel. Für Übersetzer und Übersetzerinnen heißt das: Offenheit, Respekt und Sprachsensibilität sind nicht nur schöne Ideale, sondern tägliche Notwendigkeit. Und als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse bieten die Philippinen eine großartige Gelegenheit, über Sprache, Literatur und kulturelle Vielfalt ins Gespräch zu kommen.

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